Eine zweite Chance bekommen Brote, vor allem aber auch Menschen, bei der Bäckerei Junge: Das norddeutsche Familienunternehmen bietet in zwei Filialen in Hamburg und Lübeck Backwaren vom Vortag an – und stellt für den Verkauf ehemalige Obdachlose ein. Täglich werden so 500 unverkaufte Brote von den insgesamt 180 Geschäften gerettet. Sozialarbeiter des Obdachlosen-Magazins „Hinz&Kunzt“ in Hamburg sowie der Vorwerker Diakonie in Lübeck suchen die künftigen Bäckereiverkäufer aus – zum Beispiel Stefan Rüdiger. Er kam vor über einem Jahr zu den „BrotRettern“ in der Lübecker Holstenstraße. Zuvor durchlebte der 36-Jährige in seinem Leben einige Tiefen, brach zwei Ausbildungen ab und verdiente sich Geld mit Aushilfsjobs dazu.
Mit der Vorwerker Diakonie begann bei der Bäckerei nun, was Gerd Hofrichter, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Junge, als Bilderbuchkarriere bezeichnet. „Regelmäßige Arbeitszeiten und feste Aufgaben helfen bei der Rückkehr in ein geregeltes Leben“, so Hofrichter. Erfolg führe zu neuem Selbstbewusstsein und einem sicheren Auftreten im Team und vor den Kunden. „Ursprünglich wollten wir etwas gegen die Lebensmittelverschwendung machen. Jetzt sind die Menschen in den Mittelpunkt des Projektes gerückt und haben mit ihrem Engagement unsere Erwartungen sogar übertroffen.“ Im vergangenen Herbst wechselte Stefan Rüdiger nun in eine Festanstellung in einer Filiale in Bad Schwartau. Er hat seine Chance genutzt.